Ab 2021 – Jahre des Übergangs

Als ich mit diesem Blog begann, wollte ich mir durch Aufschreiben, Festhalten und Reflektieren das erarbeiten, was mir fehlte – gut zu fotografieren. Ich suchte Vorbilder.

Dies alles ist hier zu finden. Mein Ansatz war und ist klassisch und deshalb ist dieser Blog speziell auch ein klassischer Blog.

Hier habe ich elf Jahre alles aufgeschrieben, was ich über klassische dokumentarische Fotografie gefunden, selbst praktiziert und für wichtig gehalten habe.

Fotografie als soziale Praxis ist für mich Bestandteil meiner Lebenswahrnehmung geworden.

Ich nutze sie zudem, um damit zu sprechen und ich mag das Doppelpotential darin.

  • Albert Camus zeigte mir die Absurdität der Existenz und den Weg in die Sonne.
  • Cartier-Bresson zeigte mir, wie ich mit Fotos die Wirklichkeit gut gestalten kann (alternativ zum reinen Text).
  • Alan Sekula brachte mich dazu, der fotografischen Beliebigkeit durch mein Fotografieren ein eigenes Statement entgegenzusetzen bzw. meine Haltung zu formulieren.
  • Daido Moriyama animierte mich, Grenzen aufzubrechen,  „Unperfekt“ als existenziell „Perfekt“ zu sehen und das Existenzielle fotografisch zu leben.
  • William Eggleston hat mich dazu gebracht, jeden Ort als den richtigen Ort für Aufnahmen der Wirklichkeit zu schätzen (außer bei Ereignissen).

Seltsamerweise habe ich dies immer erst rückblickend verstanden.

Aber so ist das dann eben.

Zudem habe ich hier die fotografischen Projekte umgesetzt, die mir vor Ort wichtig waren, soziale Kämpfe für Arbeitsplätze, gegen Ausgrenzung und Abstieg, gegen Armut und der Kampf gegen die Rente mit 67 und die Agenda 2010. Die Politik hat gewonnen und die Mehrheit der Menschen hat dies alles schweigend akzeptiert.

Dies alles findet daher auch kein Publikum und vor allem keine Resonanz wie ich feststellen durfte. Aber ich habe es gemacht, selbst bezahlt mit Zeit und Geld und bin an meinem Idealismus fast gestorben. Der thematische Rahmen meiner Fotografie waren Ausgrenzung und Armut.

Wer klassische und seriöse und konkrete Infos und persönliche Projekte zur Dokumentarfotografie und Streetfotografie sucht, der wird sie hier finden.

Doch nun hat eine neue Zeit begonnen.

In der neuen Zeit wird nach meinem Eindruck online oft alles zusammengepappt, was für das Ranking in Suchmaschinen gut sein soll.

Es kommt nicht mehr auf die sachliche Genauigkeit sondern auf die digitale Auffindbarkeit an. Da bleibt viel Wahres und Wichtiges auf der Strecke. Das bin ich nicht.

Das Neue wird so der Feind des Guten.

Daher tummle ich mich 2021 lieber auf street21.de und schaue mir den neuen Zeitgeist als Zaungast an.

Zudem wünsche ich mir, daß ich mehr zum Thema peace photography machen kann.

Vielleicht klappt es.

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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