German Prospects – Deutsche Perspektiven

„First published in 1987 to critical acclaim, the seminal American Prospects has been likened to Walker Evans’ American Photographs and Robert Frank’s The Americans in both its ability to visually summarize the zeitgeist of a decade and to influence the course of photography following its publication.“

Die wegweisenden American Prospects, die 1987 erstmals mit kritischem Beifall veröffentlicht wurden, wurden mit Walker Evans American Photographs und Robert Franks The Americans verglichen, da sie den Zeitgeist eines Jahrzehnts visuell zusammenfassen und den Verlauf der Fotografie nach ihrer Veröffentlichung beeinflussen können. So hat google das Vorwort von der Neuausgabe von Joel Sternfeld´s American Prospects übersetzt.

Nun gehe ich gedanklich weiter: Deutscher Zeitgeist – Deutsche Perspektiven.

Was wird das sein?

Ich habe da meine eigenen Vorstellungen.

Es ist wie eine Bestandsaufnahme, Momentaufnahmen – Zeitgeist, Aufbrüche und Abbrüche, Wandel und Veränderung.

Sternfeld zeigt auch die Wirkung sozialer Strukturen, die den Zeitgeist ausmachen. Er war an einigen Orten und zeigt Zustände und Menschen.

Er beschränkt sich auf das Offensichtliche – Einzelteile einer atomisierten Welt, die rein kapitalistisch organisiert ist und offenbar wird das so akzeptiert, es sei denn man sieht in den Fotos eine zweite Ebene, die nach dem warum fragt.

Felix Petty schreibt: „Das Amerika, das Sternfeld vorgefunden hat, ist geprägt von dem Gegensatz zwischen einer neuen und der alten Realität. Es ist eine Gesellschaft, die zwischen Arm und Reich gespalten ist. Eine Gesellschaft, die sich in einer sich verändernden Welt zurechtfinden muss und daran manchmal auch scheitert. Sein Amerika ist ein Land sozialer Benachteiligung, mit reichen Enklaven, die sich abschotten, während ländliche Gebiete sich selbst überlassen sind und Vororte weiterwachsen. Im Mittelpunkt seiner Fotografien stellt er selten Menschen, sondern nutzt sie in seinen Bildkompositionen stattdessen geschickt als Statisten.“

Hier stelle ich mir die Frage, welche deutschen Fotografen zeigen so wie ich noch German Prospects, deutsche Verhältnisse?

Irgendwie erscheint mir die Fotografie heute so internationalisiert, daß diese Frage mir noch nicht öffentlich aufgefallen ist.

Wer hat denn deutsche Zustände jenseits beauftragter Fotoreportagen aufgenommen?

Mir fallen dazu nur Fotos von Reportern ein wie Stefan Moses oder Günter Zint, doch dieser Vergleich hinkt. In meinen Buchbesprechungen hier sind einige zu finden, die aber eben nur Fragmente zeigen.

Gibt es eine vergleichbare Reihe von Fotografen/Fotografinnen, die deutsche Zustände aufgenommen haben und die Wirkung sozialer Strukturen zeigten und dabei den Zeitgeist zusammenfassten und deren Bücher den Verlauf der Fotografie in Deutschland beeinflussten?

Gibt es Bücher, die das zeigen?

Meine German Prospects sind ja seit einigen Jahren online zu sehen, hier und anderswo.

Die Verdichtung eines großen Themas der sozialen Kämpfe nach dem Verrat der Regierenden an den Arbeitnehmern und Arbeitslosen von 1999 bis 2009 habe ich sogar mehrfach publiziert.

Als Dokumentarist oder Dokumentarfotograf mit eigener Intention den Zeitgeist einfangen vor Ort, der für mehr steht als die eigene Strasse, ist mein Thema – gewesen.

Mehr Oberflächliches als Symbol tieferer Strukturen einfangen kann die Zukunft sein.

Sind das neue German Prospects?

Vielleicht findet sich im Laufe der Zeit ein Kommentar unter diesem Artikel, der Hinweise gibt auf das, was ich hier nicht finde als dominierende Faktoren für Deutschland so wie es für die USA oben dargestellt ist.

Aber vielleicht gibt es auch einfach nichts Vergleichbares. Dann wären die Gründe interessant.

So, nun sind diese Anmerkungen raus und können sich entwickeln, bei mir und woanders ….

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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