6.000 Bildjournalisten – 60.000.000 Kameras?

Welche Geschichte erzählt dieses Bild? – Foto: Michael Mahlke

„Nach Schätzungen des Photoindustrie-Verbandes leben in Deutschland rund 20.000 Fotografen. Die Zahl der Bildjournalisten wird auf rund 6.000 geschätzt, das Geschäft mit der Porträt-, Passbild- und Hochzeitsfotografie betreiben weitere 6.000 Fotografen. Rund 7.000 sind in der Werbung beschäftigt und rund 1.000 fallen in die Rubrik „Sonstige“, unter der die Kriminalisten, Mediziner, Wissenschaftler und ähnliche fotografische Tätigkeiten zusammengefasst werden. “

So die offiziellen Angaben über die Situation im Berufsraum Fotografie vom Photoindustrie-Verband. Dort gibt es auch noch mehr Zahlen (pdf).

6.000 Bildjournalisten, Tendenz wohl eher rückläufig. Es verändert sich also ein Berufsbild völlig. Der alte Beruf wird verschwinden, ein neuer wird kommen.

Das ist allerdings nur die eine Seite.

Die andere Seite sind die Menschen, die es gerne wären. Die sich also eine oder mehrere Kameras kaufen und dann gerne so wären wie die „grossen“ Fotografen, denen sie nacheifern wollen.

„Vorbilder“ gibt es viele. Im Moment ist die Tendenz aktuell, dass nun Schauspieler, Musiker und Modemacher plötzlich auch prominente Fotografen sind.

Früher fotografierten Menschen wie Helmut Newton diese  (das war übrigens ein echter Fotograf), heute sind sie es selbst – oder meinen es zumindest. Aber genau diese Menschen bekommen nun Ausstellungen, vielleicht weil man glaubt, damit an Publikum zu kommen.

Thematisch ist sicher eines der besten Beispiele das Thema Streetphotography.

Immer mehr Menschen sind „Strassenfotografen“ und setzen sich kurz darauf auf eine Stufe mit Henri Cartier-Bresson und anderen bekannten Namen. Diese Menschen arbeiten oft in anderen Berufen. Sie nennen sich dann Strassenfotografen, weil sie irgendwo sind – auf der Strasse – und dann Fotos machen.

Und daraus machen sie dann eine neue Nebenberufung, die Streetfotografie.

So einfach geht das und so schön kann die Verbindung von Phantasie und Realität sein.

Das ist dann eine wahre Kreativlandschaft für PR und Kameraindustrie.

Wenn man nur mal hochrechnet, dass seit 2004 pro Jahr allein in Deutschland ca. 8 Millionen Digitalkameras verkauft wurden, dann haben wir in Deutschland heute schon mehr als  60 Millionen Digitalkameras im Einsatz.

So ist die Welt eine Bilderwelt geworden und die Zukunft des Bildes scheint aktuell sicher. Und das Thema Streetphotography wird immer mehr zunehmen, es hat unglaublichen Zulauf, wenn man sich die ganzen Webseiten anschaut, die ununterbrochen neu entstehen.

Und dann die Berichte über Streetphotography, die auch noch gut sein soll.

Da empfehle ich dann immer meine klaren Kriterien für Streetfotografie mit grossen Kameras oder mit kleinen Kameras. Das hilft wirklich bei der Beurteilung und Weiterentwicklung.

Übrigens, an welche Bilder denken Sie, wenn Sie an Fotos denken?

Ihre Bilder im Kopf sind ihre Sicht auf die Welt.

Denken Sie mal drüber nach!

Das kann sehr erhellend und lebensverändernd sein.

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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