Eberhard Klöppel, Das Mansfelder Land 1974–1989 Bildband

Ich habe hier eine außergewöhnlich gute Perle der Dokumentarfotografie gefunden.

Der Fotograf Eberhard Klöppel hat im Mitteldeutschen Verlag ein Fotobuch veröffentlicht, das am Beispiel des Mansfelder Landes durch Fotos mit großer dokumentarischer Kraft zeigt, wie es war bis zur Wende. Hinzu kommt der Längsschnitt und der Querschnitt durch die Zeit, der dies alles als Gesamtbild erfahrbar macht.

So muß ein dokumentarfotografisches Buch sein, das soziale Fotografie, Zeitgeschehen und das Leben vor Ort über viele Jahre darstellt. Es ist einfach großartig, weil es ungeschönt aber wohlwollend zeigt, wie es eigentlich gewesen ist.

Wenn Fotos noch eine dokumentierende Funktion haben, dann ist sie hier zu sehen.

Rückblickend ist dieses Buch aber noch viel mehr. Es ist eine detailreiche und spannende visuelle Geschichte über Leben in der DDR.

Michael Birkner führt in das Buch mit einem sehr informativen Textbeitrag ein. Dort können wir u.a. lesen: „Klöppels Fotos zeigen auch sonst nicht diese für aktuelle Ausstellungen … so gern gewählten Motive, die Tristesse vermitteln, Resignation und ein graues Leben in einem grauen Land suggerieren…. Was nicht heißt, dass Klöppel beschönigt. … Klöppel zeigt wie es war zu dieser Zeit im Mansfelder Land.“

Das kann man wohl sagen.

Die Fotos in diesem Buch sind vor allem auch in dieser Zusammenstellung von einer ungeheuren sozialdokumentarischen Kraft, die dadurch wesentliche Elemente der sozialen und industriellen Strukturen vor Ort zeigen und zugleich deutlich machen, wie man damals arbeitete und lebte.

Es ist dem Fotografen Eberhard Klöppel mit diesem Buch gelungen, das Echte und Einfache der dokumentarischen Fotografie eindrucksvoll umzusetzen.

Bravo!

Meiner Meinung nach ist dieses Buch auch ein gelungenes Beispiel, um die Realität vor der Wende jenseits der großen politischen Debatten vor Ort zu zeigen.

Das Buch ist fotografisch einfach stark durch die dokumentarische Kraft seiner Fotos.

Meine Begeisterung für dieses Buch hat auch noch einen anderen Grund.

Da ich durch eigene Tätigkeit weiß, wie schwer es ist, soziale Entwicklungen und strukturelle Umbrüche in Industrieregionen zu zeigen, die viele Aspekte umfassen, halte ich dieses Fotobuch für besonders gut und besonders gelungen. Denn es zeigt auch indirekt das Panorama sozialer Wunden bei arbeitenden Staatsbürgern durch die Umbrüche, die erfolgten.

Es ist verhältnismäßig leicht ein Ereignis zu zeigen, egal ob Demo oder Betriebsschließung – aber es ist ungeheuer schwer, den Alltag von Menschen zu zeigen und die Ereignisse, die ihn verändern, so daß im fotografischen Mosaik ein Gesamtbild eines Zeitraumes vor Ort entsteht. Das erfordert ja immer wieder die Beschäftigung mit den Menschen und den Abläufen dort vor Ort über längere Zeit.

Wie schreibt der Verlag?

„Kaum ein Bildreporter hat so intensiv das Geschehen im Mansfelder Land beobachtet wie Eberhard Klöppel. Er begann schon früh zu fotografieren. In seinem Archiv gibt es Tausende Fotos vom Leben in seiner Heimat. Aber wichtigstes Thema waren für ihn Bergbau und Hütten – und vor allem die Menschen, die dort arbeiteten.
Klöppels Fotos zeigen nicht die vermeintliche Tristesse und Resignation, sondern vermitteln Leben. Nie agiert er als Regisseur, sondern konsequent als Beobachter, als Dokumentarist seiner Zeit. Er zeigt, wie es war in diesen Jahren im Mansfelder Land: Ob es der Umzug der Ausgezeichneten am 1. Mai ist, die Hochzeit mit Dreimannkapelle und den tanzenden Gästen, der von Frauen in Kittelschürzen umringte Kosmonaut Sigmund Jähn bei der Autogrammstunde, das Leben in der Mittelstraße in Helbra, das »Dreckschweinfest« der Grunddörfer zu Pfingsten oder auch der Wiesenmarkt in Eisleben.“

Es ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen.

Eberhard Klöppel
Das Mansfelder Land 1974–1989
Bildband
Mit einem Text von Michael Birkner

geb., 210 × 260 mm, 144 S., s/w-Abb.
ISBN 978-3-96311-305-5

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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