The Atmosphere of Crime 1957 von Gordon Parks

Fotos über die Atmosphäre von Verbrechen wurden zu einer Reportage, die zu einer Dokumentation wurde und nun in einem wunderbaren Buch endet.

So ist kurzgefaßt die Geschichte des Buches.

Geht das überhaupt – die Atmosphäre von Verbrechen einfangen mit der Kamera?

Und wenn es geht wie geht es?

Ja es geht und dies ganz wunderbar wie man an den Fotos von Gordon Parks sehen kann.

Gordon Parks machte diese Fotos 1957 ohne Autofokus und ohne digitale Nachbearbeitung.

Damit sehen wir zunächst, daß gute Fotos keine Frage von analog oder digital sind, sondern von der Person abhängen, die hinter der Kamera ist.

Gordon Parks hatte den Blick und nutzte die fotografischen Mittel, um diese Atmosphäre einfangen.

  • Das ist Unschärfe als Stilmittel,
  • das ist das Spiel von Vordergrund und Hintergrund,
  • das ist das Spiel mit Farben,
  • das ist ein Geschichte, die alle Abläufe erzählt und
  • das sind die richtigen Motive

Konkrete Detailsituationen wechseln sich ab mit eher symbolischen Fotos.

Ein besonderes Augenmerk sollte man auch der Frage des Datenschutzes widmen. Damals gab es zwar keine DSGVO, aber dennoch hat Parks durch Blende und Unschärfe und Blickwinkel dafür gesorgt, daß Menschen zwar sichtbar aber nicht direkt persönlich identifizierbar sind. Es geht fotografisch also fast immer.

Und dabei bedient er sich einer Bildsprache, die Details sprechen läßt, die in der Assoziation des Umfeldes quasi ganze Geschichten erzählen.

Im Buch „The Atmosphere of Crime“ ist alles zu finden, was man braucht, um Atmosphäre visuell lebendig werden zu lassen.

Mit Fotos Atmosphäre erzählen kann man hier sehen.

Der Steidl-Verlag hat hier mit der Gordon Parks Foundation wirklich ein lehrreiches, gelungenes und schönes Buch erstellt, das für Kenner, Liebhaber und Menschen, die mehr aus ihrer Fotografie machen wollen, echte Beispiele und Anregungen enthält. Nichts davon ist überholt und nichts davon ist heute besser umsetzbar.

Es kommt auf das Auge des Fotografen und seine Motivwahl an.

Gordon Parks konnte das. Mehr über seine Kameras lesen Sie hier und sein Wirken hier und hier.

Das Buch ist mit englischem Text bei Steidl erschienen und uneingeschränkt empfehlenswert.

ISBN 978-3-95829-696-1

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert