Digitale Fotos sind nicht besser aber einfacher – Gordon Parks und Saul Leiter

Vor 20 Jahren und davor war noch so gut wie alles analog und auf Film. Aber die Fotos waren damals schon richtig gut.

Wenn ich mir z. B. Fotos von Gordon Parks oder Saul Leiter anschaue, dann gibt es daran nichts, was man in digitalen Zeiten besser machen könnte. Und beide mußten manuell analog fotografieren.

Sie mußten vorher dauerhaft entscheiden, was wir heute hinterher alles noch verändern können. Aber gleichgeblieben ist der Zwang zur Gestaltung und zum richtigen Sehen.

Insofern ist es interessant, daß heute mehr Fotos gemacht werden, aber die neuen Motive ebenso selten so faszinierend aufgenommen werden wie damals.

Bei Gordon Parks und Saul Leiter kommt noch hinzu, daß beide nicht auf bestimmte Marken fixiert waren. Gordon Parks nutzte Kameras quer durch die Bank und Saul Leiter nutzte erst Leica und dann MFT.

Damit widerlegen beide den Mythos von den neuen Kameras, die bessere Bilder machen oder der einzig wahren Kameramarke. Und beide sind zwar vom Publikum anerkannt, aber kommen in den einschlägigen Medien kaum, erst spät oder gar nicht vor.

Gemeinsam haben beide auch als Sternzeichen den Schützen, vielleicht sind sie deshalb thematisch so verbandelt.

Danach fängt bei beiden die individuelle Prägung an. Gordon Parks machte Modefotos und berichtete über sozialkritische Themen und mußte als Farbiger in den USA leben, während Saul Leiter als Weißer Modefotografie und Malerei in New York kreierte.

Beide waren vielseitig, neugierig und Neuerungen aufgeschlossen.

Beide kommen aber im Medienmainstream der Fotografie kaum vor.

Saul Leiter habe ich in Berlin noch persönlich kennengelernt. Er wies darauf hin, daß er immer Fotos gemacht hat aber es offenbar auf den Zeitgeist und das Interesse ankommt. Erst waren es reine Modefotos, dann waren es nicht verkaufsfähige Fotos und weil er lange genug lebte, wurde es auf einmal Fotokunst.

Das erinnerte mich an Albert Camus und seine Geschichte von Jonas oder der Künstler bei der Arbeit…

Manchmal lohnt ein Rückblick weil er Maßstab für den Ausblick sein kann.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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