Fotografie – Ich bin analog geblieben im Zeitalter der Sensorfotografie

„Der Mensch jedoch ist analog geblieben. Alle „Ergebnisse“ der externalisierten Fähigkeiten muss er mit seinen fünf Sinnen und seinem mit 40 Hertz getakteten Gehirn verarbeiten, was den Menschen in seiner technisierten Umwelt zur „Prozessbremse“ und damit zum „Risikofaktor“ werden lässt.“

So schreibt es Egon W Kreutzer und so sind wir bis heute.

Umgangssprachlich sprechen wir heute von analoger Fotografie, wenn wir Fotoapparate mit Film meinen.

„Zur Abgrenzung gegenüber den neuen fotografischen Verfahren der Digitalfotografie tauchte zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Begriff analoge Fotografie auf.[1] Zuvor benannte man das bisherige Verfahren als Fotografie. Das Verfahren als analog zu bezeichnen, ist historisch falsch und resultiert aus einem Missverständnis. …Erst 1990 präsentierte Kodak das erste vollständig digitale Kamerasystem, bei dem die analoge Bildinformation vom CCD-Sensor (später auch CMOS-Sensor) sofort einem Analog-Digital-Wandler zugeführt, in digitaler Form gespeichert und nun anschließend mittels EBV weiter verarbeitet werden konnte (drehen, spiegeln, skalieren, verfremden etc.). …

Um der Öffentlichkeit diese neuartige digitale Speichertechnik zu erklären, verglich man sie in einigen Publikationen technisch mit der bis dahin verwendeten analogen Bildspeicherung der SVC. Durch Übersetzungsfehler und Fehlinterpretationen sowie durch den bis dahin noch allgemein vorherrschenden Mangel an technischem Verständnis über die digitale Kameratechnik bezeichneten einige Journalisten danach irrtümlich alle – auch die bisherigen klassischen filmbasierten Kamerasysteme – als Analogkameras.[4][5]

Der Begriff hat sich bis heute erhalten und bezeichnet nun fälschlich nicht mehr die Fotografie mittels analoger Speichertechnik in den ersten digitalen Still-Video-Kameras, sondern nur noch die Technik der filmbasierten Fotografie. Bei dieser wird aber weder digital noch analog „gespeichert“, sondern chemisch-physikalisch fixiert.“

So steht es dazu in der wikipedia und erhellt sofort den gedanklichen Raum.

Es gibt also chemiebasierte Fotografie und sensorbasierte Fotografie. Analoge Fotografie hat nichts mit der Entwicklung von Filmen im Fotolabor zu tun sondern mit der Signalverarbeitung.

Man kann es auch noch anders ausdrücken.

Wenn ich selbst auf Papier schreibe, dann bin ich total ohne Strom und analog und betreibe Datenspeicheraufzeichnung mit meinen Sinnen auf Papier.

Wenn ich mit magnetisierbarem Material arbeite mit elektrischen Signalen, dann kann ich analog aufzeichnen, also mit Musikkassette, Tonband oder Videoband. Das ist die Stelle an der die analoge Technik gemeint ist.

Oder ich zeichne digital auf. Dabei werden alle Signale in 0 und 1 umgewandelt (digital erklärt), wobei alles außerhalb des Umgewandelten verloren ist

Wenn man an dieser Stelle der Erkenntnis angekommen ist, dann versteht man vielleicht auch die Überschrift des Artikels.

Und deshalb nutze ich am liebsten das klassische Design von Messsucherkameras in Sensorzeiten.

„Nostalgisches Design, moderne Technik und gute Ideen für die Bedienung: Die bislang interessanteste Foto-Neuheit zur Photokina erinnert an die Reporter-Kameras von Leica. Diese digitale Neuerfindung des Klassiker namens X100 hat allerdings Fujifilm vorgestellt.“

So schrieb es 2010 der Spiegel über die Fuji X100.

Die fotografische Welt hatte immer schon viel zu bieten an unterschiedlicher Technik. Das haben Pritchard und Gourmand in ihrem Buch über Fotografen herausgearbeitet.

Man sieht auch auf vielen Fotos sehr schön, welche Kamera für welche Zwecke besser geeignet war und ist.

Was für den Fotoreporter erst die Leica und dann die Nikon F war, ist für den Modefotografen die Pentax oder später Hasselblad gewesen.

Die Speed Graphic Kamera mit ihrem seitlichen Blitz war damals für Reporter oft ein Muß in der Großstadt und ist heute völlig vergessen. So ändern sich die Zeiten und die Technik.

Heute sind wir technisch also in digitalen Zeiten angekommen mit Sensoren in den Digitalkameras.

Da ich weiter analog bin und zwei Hände habe, brauche ich auch weiter Apparate, die meiner Körperform und meiner Signalverarbeitung entsprechen.

Weil ich Brillenträger bin und eine lange Nase habe, bevorzuge ich Digitalkameras, die den Sucher auf der linken Seite haben. Diesen Designtyp bei Digitalkameras nennt man heute Retro-Design, weil es die Form schon früher gab.

Die Kameraart mit Sucher links gibt es heute von Panasonic, Sony, Fujifilm und Leica sowie in der Olympus PEN F.

Und so ist früher heute und heute früher.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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