Rasspe 2.0 – von verlorenen Arbeitsplätzen zum Lost Place

Versammlung bei der Firma Rasspe in Solingen und Außengebäude – Foto Mahlke

Die Firma Rasspe in Solingen wurde viele Jahre „saniert“ (und der Rest ist dann nach Insolvenz nach Wermelskirchen verzogen). In Solingen wurden viele Kämpfe um soziale Besitzstände geführt, auch bei Rasspe.

Das ist alles vorbei.

Aber das Leben geht weiter – auch fotografisch.

Und so ist das alte Firmengelände nun ein Lost Place geworden.

Die Tourismusregion Remscheid, Solingen, Wuppertal lud „am 11. August 2019 zum Instawalk ein. Aus der blickfeld-Redaktion waren Nina und Martin dabei, die gemeinsam mit rund 20 weiteren Instagramern das erst kürzlich als Kulisse für die beliebte Fernsehserie Babylon Berlin genutzte Areal der ehemaligen Firma Rasspe erkundet haben.“

Ausschnitt Webseite blickfeld-wuppertal

Wie man dem Artikel entnehmen kann, waren die Autoren fasziniert vom „Kitzel der Vergänglichkeit.“

Die sozialen Kämpfe auf dem Gelände waren offenkundig nicht von Interesse, wahrscheinlich gar nicht bekannt.

Und so führt dieser Artikel mich direkt aus meiner fotodokumentarischen Vergangenheit in eine andere fotografische Gegenwart.

Es ist gut, daß ich mit Fotos meine Geschichte über Rasspe erzählen konnte. Es ist noch besser, daß ich dies fotografiert habe. Und es ist faszinierend wie andere Menschen jetzt neu dort fotografieren. Das soziale Geschehen dort ist für die neuen Menschen nie geschehen, weil sie es nie gesehen haben und weil es auch von der Tourismusregion nicht aufgegriffen wurde. Soziale Kämpfe spielen offenkundig als touristische Attraktion hier keine Rolle.

So wird fotografisch aus (der damaligen) Gegenwart Geschichte und als Geschichte zum neuen nostalgischen Motiv in der Gegenwart – in ganz neuen Zusammenhängen.

Und eines stimmt, es handelt sich um einen Lost Place.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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