Das Ende der Arbeiterbewegung durch Agenda 2010, Hartz 4 und EU – mein Foto

Foto Michael Mahlke – Das Ende der Arbeiterbewegung – Verkündung der Betriebsschliessung in Remscheid 2009

Es gibt Fotos, die mich besonders bewegen. Und es gibt Fotos, die symbolisch das Ende einer Entwicklung zeigen. Das hier nun gezeigte Foto habe ich als digitales Ölgemälde gestaltet. Denn es erinnert mich sehr an das Ölgemälde „Arbeiter vor dem Magistrat“ von Johann Peter Hasenclever.   Es zeigt das, was hier vor Ort geschah über mehr als zehn Jahre und hier real eben auch symbolisch für die Zeit und die Ereignisse steht – Arbeiter vor der Verkündung der Betriebsschließung:

Während es bei Hasenclever eine nachträglich aufgemalte Situation war, ist es hier der entscheidende Moment in Echtzeit gewesen – festgehalten mit meiner Digitalkamera.

Ich würde mir wünschen, dieses Foto würde ebenso groß wie das von Hasenclever neben sein Gemälde ins Museum gehängt werden, weil es für mich alles zusammenfaßt, was hier abgelaufen ist.

Es ist für mich das visuelle Symbol für das Ende der Arbeiterbewegung.

Nachtrag 2020:

Das war 2009. Auf dem Foto sehen Sie namenlose Menschen, die um ihre Würde, ihre Arbeit und soziale Gerechtigkeit streiten. Blickfang rechts ist ein Mann mit Stahlhelm. Das Foto ist mittlerweile im Großformat als Foto auf Alubond in den Archiven in Solingen und Remscheid. Aber dieser namenlose Mann ist auch ein Symbol für das, was hier los ist. Er ist 2020 mit 59 Jahren verstorben. So viel zum Thema Arbeit, länger arbeiten, Würde etc. Ich kann nur darüber schreiben und es aufzeichnen. So ist die Welt, in der wir leben. Wer arm ist und viel arbeitet stirbt früher.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

One thought on “Das Ende der Arbeiterbewegung durch Agenda 2010, Hartz 4 und EU – mein Foto

  1. Ich finde es interessant, wie Michael Mahlke soziale Widersprüche in Bilder umsetzt. So entsteht ein Raum für Tatsachen, die gewöhnlich keinen fotografischen Ausdruck bekommen. Das erinnert mich an das Projekt „Arbeiterfotografie“.
    Die berührenden Bilder zeigen einen Teil unserer Gesellschaft, die in der vorherrschenden Mittelschichten-Perspektive weitgehend ausgeblendet sind. Da haben schon eher bestimmte (exotische) „Randgruppen“ eine Chance auf öffentliche Wahrnehmung.
    Allerdings würde ich nicht vom „Ende der Arbeiterbewegung“ sprechen. Vielmehr halte ich ein weites Blickfeld für wichtig und damit auch erfolgreiche Aktionen darzustellen. Das gehört zur Vollständigkeit und erhält die Aufmerksamkeit des „Publikums“.

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