Wenn das IPhone reicht

Ich habe mich von seinen Fotos sofort angesprochen gefühlt. Es wirkt für mich wie lebendige soziale Fotografie mitten aus dem Leben, mitten aus dem, wo man gerade ist.

Ich spreche von Dmitry Markov. Er hat es geschafft allein mit dem Iphone auf Instagram einen neuen Weg zu Streetfotografie und sozialer Dokumentarfotografie (in Russland) zu gehen, der in keinster Weise bisherigen Formen hinterherhinkt (außer bei der Bezahlung wahrscheinlich). Sogar der Guardian schreibt nun darüber.

Und er ist im neusten Band von Reporter ohne Grenzen 25 Jahre Fotos für die Pressefreiheit, obwohl er so gar nicht dem Fotoreporter-Klischee entspricht. Wahrscheinlich würde er in Deutschland auch keinen Presseausweis erhalten, weil er davon nicht hauptberuflich lebt. Das zeigt die Absurdität der Pressedebatte in Deutschland.

Aber das nur am Rande.

Meine fotografische Entwicklung hat sich zunehmend beschränkt auf die 50mm mit DSLR´s und MFT bzw. Spiegellose sowie auf die Lumix FZ Bridgekameras und die Ricoh GR. Damit war ich zufrieden neben einigen Spielereien.

Herr Markov stellt nun eindrucksvoll unter Beweis, daß das Iphone im sozialen Alltag für großartige Aufnahmen reicht. Es hat sich über die Jahre im professionellen Einsatz bewährt, wobei ich denke, daß die neuen Varianten mit Face ID schlechter sind.

Zumindest ist es meine Erfahrung, daß ich mit einem Iphone und Touch ID sehr viel schneller die Fotofunktion nutzen kann als bei einem mit Face ID.

Aber davon einmal abgesehen ist für soziale Fotografie und einiges mehr das Iphone zunehmend erste Wahl, weil es sich in der Praxis bewährt hat und Apple einen echten Update-Service bietet, der ältere Iphones jung hält.

Das Festlegen auf eine einzige Brennweite mit ca. 28mm hat natürlich Vor- und Nachteile wobei die neueren Iphones dies ja schon überwunden haben. Zudem glaube ich, daß ein zweifaches oder dreifaches optisches Zoom allemal ausreichen für so gut wie alles was man in sozialen Zusammenhängen fotografieren will.

Es ist sicherlich zunehmend auch bei Streetfotografie das sozial unauffälligste technische Gerät in den meisten Situationen.

Natürlich kann man damit nicht so gestalten wie es im Zusammenspiel eines manuellen Objektives und eines größeren Sensors möglich ist. Dafür kann man dann ausweichen auf Spezialgerät. Aber im fotografischen Alltag ist das Iphone mittlerweile wohl völlig ausreichend.

Herr Markov schreibt in seinem Buch, daß er es mag, durch die Lande zu reisen und Fotos von gewöhnlichen Menschen im gewöhnlichen Leben zu machen und dann sagt man, er fotografiere nur die Schattenseite: „Ich sehe nichts Schreckliches in diesen Bildern. Sie sind nicht nur soziale Fotografie wie viele Leute sagen sondern meine persönlichen Begegnungen und Szenen. Jedes hinzugefügte Foto ist ein anderes Kapitel aus meiner eigenen Geschichte. Und wenn ich gefragt werde warum ich zu dieser unangenehmen Seite gehe, dann antworte ich: Weil ich ein Teil davon bin.“

Das ist meine eigene Übersetzung seines englischen Textes. Ich finde mich darin wieder. Es ist so wie das, was ich hier einmal über die Vergessenen geschrieben habe.

Und so ist das Iphone in der echten Fotopraxis mitten im Leben angekommen.

Während andere Hersteller die Künstliche Intelligenz bemühen, um die Welt im schönen Schein versinken zu lassen, ermöglicht das Iphone uns ungeschönte Blicke und großartige Fotos auf die Wahrheit und Wirklichkeit dieser Welt.

Es ist eine neue Art zu fotografieren um die alten Probleme unserer Welt zu sehen.

Es ist unsere Welt.

Dann wollen wir mal.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

3 thoughts on “Wenn das IPhone reicht

  1. Man muss aber berücksichtigen, dass bis heute 2019 kein Smartphone – auch kein Iphone – echt zoomen kann mit raw sondern lediglich beim Tele jpg Fotos entstehen wie in Kompaktkameras, also nix für professionelle Bearbeitung.

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