Betriebssystem Fotografie

Foto Mahlke

Das Betriebssystem Fotografie sehe ich in drei Bereichen, denn

  1. funktioniert unsere soziale mediale Kommunikation immer visueller
  2. braucht jede digitale Kamera eine Software, um in Betrieb zu sein
  3. kann Fotografie als Mittel zum Verarbeiten sozialer Realität zum Betriebsmittel werden

Wie wir schon von Computern wissen: ohne Betriebssystem geht es nicht. Das menschliche Betriebssystem ist aber zunächst einmal eine psychologische Entwicklung, die innen biologisch mit Anleitungen von außen wächst und sich stabilisiert und ausprägt.

Wenn wir dann in Betrieb sind als vernunftbegabte Wesen, kommt es darauf an wie wir „wahr“nehmen.

„Die Begriffe von Wahrheit und Wirklichkeit, die der Produktion und Konsumption des Dokumentarischen zugrunde liegen, sind damit keineswegs als neutral und überzeitlich, sondern als Teil gesellschaftlicher Machtverhältnisse zu lesen, die diese verhandeln und definieren. Wie jede Form der Wissensproduktion ist auch die Herstellung dokumentarischer Wahrheits- und Wirklichkeitseffekte an Machtverhältnisse, sogenannte Wahrheitsregimes gekoppelt. Dokumentarische Praktiken lassen sich damit weniger als Wahrheit denn als Politik der Wahrheit begreifen, die Foucault als ein Set von Regeln versteht, die Wahrheit verhandeln und definieren.“

Dieses Zitat stammt von hier.

Und so ist jedes Betriebssystem eine Deutung, die wir wahrnehmen, eine Sammlung von Anwendungen und deren Anwendung.

Solange wir in Betrieb sind, nehmen wir etwas wahr und wissen nicht, ob es wahr ist.

Wir sind Teil der Matrix und können nur versuchen, mehr Freiheit zu erlangen, wenn wir sie verstehen und sehen.

Das Betriebssystem ist ein Betriebsmittel in der Werkstatt des Schicksals, also unserem Leben und unserem Tun.

Zu fotografieren, das Fotografieren verstehen und soziales Handeln in einer visuell bestimmten Welt sind Teile unserer heutigen Welt. Weil sie auch unser Denken bestimmen, können wir als Staatsbürger und aufgeklärte Menschen uns nur verstehen, wenn wir diese Bilderwelt reflektieren.

Weil die Nutzung enorm helfen kann zu verstehen, ist der Umgang mit der Fotografie für mich so wichtig.

Und weil dies alles im Miteinander mehr ist, ist es so wichtig für mich, mein Betriebssystem Fotografie als Mittel zur Erschließung der Welt zu sehen.

Ich sehe in vorgegebenen Rahmen und muß es schaffen, der Wirklichkeit eigene Rahmen zu geben.

Nur so erweitere ich meinen Horizont.

Weil ich aus einem industriellen Umfeld stamme, bin ich geprägt worden durch die Übertragung der Mechanik auf den Menschen. Ich sollte funktionieren so wie eine Maschine funktioniert. Das Sein bestimmt das Bewußtein. Und dann kam das Betriebssystem DOS.

Die Maschine anmachen, das Betriebssystem einladen und ausführen. Ich übertrug dies und

  • einschalten bedeutete morgens in die Gänge kommen,
  • Betriebssystem einladen bedeutete gedankliche und materielle Werkzeuge erlernen und
  • bereithalten und ausführen bedeutete arbeiten/anwenden.

Da fehlten natürlich Herz und Seele.

Erst viel später erkannte ich dies und lernte, mich von dieser mechanischen Denkweise zu lösen. Das geschah als die Industriezone zerfiel und ich Menschen begegnete, die nicht funktionierten, aber dafür Menschen waren. Diese neue Wirklichkeit verlangte neue Antworten.

Und dann kam Windows und später Apple mit Macs und IOS und die Betriebssyssteme wurden visueller, eben ein Teil der neuen visuellen Welt, die auf den ersten Blick natürlich schön visuell ist…

Der Rest dieser Geschichten gehört hier nicht hin.

Aber das Ergebnis.

Es hat mich dazu geführt, die Welt anders zu sehen. Und dazu gehörte wesentlich das Betriebssystem Fotografie als Lebensmethode zu verstehen und zu sehen und es als Teil meines Lebens zu nutzen.

So funktioniert es ohne daß ich funktioniere.

Das funktioniert.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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