Die Welt des weißen Mannes in den USA – Palm Springs 1960 von Robert Doisneau

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Es ist das Buch, das gefehlt hat.

Als Robert Doisneau in den USA war, machte er Farbfotos. Er war ein Meister der Beobachtung und gilt als einer der Vertreter der humanistischen Fotografie.

Rückblickend ist sein Buch über Palm Springs das gut beobachtete Sittengemälde der Vorzeigewelt des weißen Mannes und der weißen Frau im Amerika der 60er Jahre.

Das Buch ist sozialdokumentarisch grandios und ein wahrer Glücksfall, weil nur ein Fotograf wie Doisneau über die Beobachtungsgabe verfügte und die kulturelle Distanz, die nur den Fremden sehen lassen, was für den Eingeborenen alltäglich und selbstverständlich ist.

Gemischt mit der Geometrie der visuellen Grammatik ist ein kleines großes Buch erschienen, das ich als direkte Ergänzung des Buches von Robert Frank sehe.

Wo Robert Frank die Zerrissenheit zwischen Sein und Sicht zeigt, fotografiert Doisneau die gelebte amerikanische Traumwelt des weißen Mannes und der weißen Frau.

Doisneau zeigt den konstruierten amerikanischen Traum, der in der Wirklichkeit der USA bei Frank nur als Hoffnung in den Gesichtern der Menschen zu sehen ist.

Es sind materialisierte Träume, die wir bei Doisneau sehen, während Frank uns die unerfüllte Sehnsucht nach diesem Traum in den Blicken der Menschen zeigt.

Das Buch ist bei randomhouse noch zu haben.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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