Streetfotografie von David Gibson

streetfotografie_gibson

David Gibson fotografiert und ist Mitglied der Gruppe In-Public.

Und vor einiger Zeit hat er „The Street Photographers Manual“ herausgegeben, ein Buch von ihm mit den Sichtweisen von 20 Fotografen und Fotografinnen und ihrer jeweiligen Art Streetfotografie zu machen.

Nun ist dieses Buch mit dem Titel „Streetfotografie“ in deutscher Übersetzung und etwas angepaßt bei mitp erschienen.

Es ist eines der Bücher, die sicherlich von vorne bis hinten angeschaut und gelesen werden.

Texte und Fotos ergeben hier die Mischung, die zur kreativen Inspiration führen.

Bemerkenswerterweise tötet er zu Beginn die Sichtweise von Henri Cartier-Bresson, um dann mit vielen gelungenen Beispielen anderer Fotografen als gute Beispiele immer wieder auf seine Art zurückzukommen.

So lebt dieses Buch einen Widerspruch, der sich aus der Kreativität ergibt.

Nur wer sich löst kann Eigenes schaffen und kehrt damit zugleich zum Guten zurück. Das gilt übrigens auch für Cartier-Bresson, der die visuelle Grammatik ja nicht erfunden hat sondern nur konsequent anwendet.

Was ist eigentlich Streetfotografie?

Gibson bezieht sich auf Dyer und zitiert ihn: „Streets brauchen Häuser, um eine Street zu sein.“

Und dann räumt er mit so mancher Blockade im Kopf auf und macht den Weg frei:

Digitale Manipulation ist kein Schimpfwort. Auch die herkömmliche Dunkelkammer ließ sich mißbrauchen.“

Und er betont:

„Eine der Konstanten dieses Buches ist, dass es Schubladen, Labels ablehnt. Inspiration kann schließlich aus vielen verschiedenen Bereichen kommen… Streetfashion und Streetfotografie mögen überraschende Bettgenossen sein, die Paarung betont jedoch nur die ständige gegenseitige Befruchtung in der Fotografie.“

Und er zieht eine klare Grenze:

„Es ist einer der häufigsten Irrtümer der Streetfotografie, dass Fotografen glauben, sie würden streetfotografie betreiben, wenn sie mit ihrem Motiv interagieren – dieses erkennt, dass es fotografiert wird und setzt sich womöglich in Szene. Das ist keine Streetfotografie sondern die Aufnahme eines gestellten Porträts.“

Pure ungestellte Streetfotografie - Foto: Michael Mahlke
Pure ungestellte Streetfotografie – Foto: Michael Mahlke

Diese kurzen und klaren Gedanken geben den Rahmen des Buches ab.

Man spürt schon beim Lesen: es wird interessant.

Und das wird es dann auch von der ersten bis zur letzten Seite.

Mir gefällt das Buch darüber hinaus auch, weil er manches so bewertet wie es mir nicht gefällt.

Aber so ist das eben mit einem guten Buch.

Es hat eine Meinung und man kann sich daran reiben und dann feststellen, ob die eigene Meinung (wenn man eine eigene Meinung hat) beibehalten wird oder andere Auffassungen besser sind.

Streetfotografie ist Alltagsfotografie und zeigt daher auch den Alltag mit dem jeweiligen Ausschnitt, der Dinge kombiniert durch Perspektive und Blickwinkel.

Das macht es interessant und lädt zum Verweilen ein.

Reichhaltig bebildert und mit sehr vielen Ratschlägen und Hinweisen ausgestattet ist dieses Buch zur Streetfotografie eine gute Quelle für viele Ideen. Vor allem lernt man nicht nur bekannte Namen kennen sondern auch viele In-Public Fotografen.

Das gefällt in der Vielfalt doch sehr.

Der Verlag schreibt über das Buch

  • Ein kompletter Überblick über die wohl spannendste und dynamischste Form der Fotografie
  • Ratschläge und Inspiration von weltweit etablierten Streetfotografen
  • Mit konkreten Projektvorschlägen zur Schärfung des fotografischen Blicks

Das stimmt und macht dieses Buch zu einer Empfehlung, wenn man aus Technik mit Herz, Verstand und Auge gute Fotos machen will.

Es ist im mitp Verlag erschienen.
Streetfotografie
von David Gibson

ISBN: 9783958451377

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert