60 Jahre Fotografie pur: Winter in Rüdesheim 1956 – Die Welt auf dem Sensor 2016

Henri Cartier-Bresson hat ein Foto gemacht mit dem Titel Winter in Rüdesheim.

Dabei handelt es sich nicht um Streetfotografie, höchstens um Streetsfotografie.

Wenn wir aber deutsch sprechen wollen ist Landschaftsfotografie oder Still-Fotografie eher eine richtige Bezeichnung.

Für dieses Foto hat er keine Kamera mit Monitor benutzt sondern einen optischen Sucher ohne weitere Hilfsmittel, höchstens für die Scharfstellung die Vereinigung des Doppelbildes im Messsucher (wenn…).

Dieses Foto entstand 1956. Es dient mir als Anlaß um meinen fotografischen Schwerpunkt im Jahr 2016 ebenfalls unter den Schwerpunkt Sucher pur und eher Schwarzweiss zu stellen.

Dafür greife ich dann auf Kameras mit Optik pur zurück.

Es ist die Reduktion auf das Wesentliche.

Nach jetzigem Stand wird dies die Fuji X10 sein mit ihrem optischen Sucher und an zweiter Stelle wird dies dann mit der puren ersten Fuji X100 und ihrem hybriden optischen Sucher geschehen. Vielleicht ergibt sich noch die Nutzung einer anderen Kamera mit optischem Sucher.

Natürlich könnte man auch andere Kameras nutzen, wenn sie über entsprechende optische Sucher verfügen. Natürlich könnte man auch digitale Produkte nehmen, die dies nachahmen. Aber genau dies ist es nicht.

Nachahmen geht immer. Die Herausforderung besteht darin es so zu tun, daß man es selbst kann und nicht die Kamera alles macht.

Natürlich könnte man auch analog fotografieren. Aber mir geht es weniger um das Herstellen der Fotos im Labor als um den Prozess des Fotografierens mit dem Sucher.

Denn der Sucher verdichtet und fokussiert. Das ist für mich das Geheimnis.

Und es muß eben nicht nur auf der Straße geschehen, es kann auch bei Landschaften sein.

Dafür gibt es aber dann in meinem Fall die Herausforderung der geometrischen Komposition.

Im Fall von Henri Cartier-Bresson ist dies die doppelte Geometrie mit der Aufteilung des Fotos in der Fläche und der Aufteilung des Fotos in der Tiefe. Er arbeitet hier einerseits mit Motiv im Vordergrund und Motiv im Hintergrund und andererseits mit der Aufteilung des gesamten Fotos in mindestens drei Teile, Weinberg, Dorf und Rhein.

So kann man Fotos erstellen, die das jeweilige Motiv betonen und es in die visuelle Geometrie einpassen:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Oder ein Foto besteht nur aus Geometrie und der Ausschnitt aus der Wirklichkeit wird benutzt, um durch die Geometrie eine Ordnung in eine sonst rein funktionale und nichtssagende Anordnung zu bringen. Dann wird durch die Geometrie aus der Summe der Teile etwas Ganzes wie hier:

Foto: Michael Mahlke
Foto: Michael Mahlke

Fotografisch kommt es also darauf an der unendlichen Wirklichkeit einen Rahmen zu geben und nach eigenen Anforderungen damit die Wirklichkeit visuell zu gestalten.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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