Raben und Krähen oder wie lerne ich unauffälliges Fotografieren?

Der entscheidende Moment bei Kind und Krähen - Foto: Michael Mahlke
Der entscheidende Moment bei Kind und Krähen – Foto: Michael Mahlke

Unauffälliges Fotografieren ist die Königskunst der Streetphotography und des ungestellten Porträts.
Aber das ist sehr schwer. Es gibt eine Übung.

Ich nenne diese Übung die Krähen- und Rabenübung.
Dabei geht es um genau das, was die Wörter beinhalten.
Es geht um das Fotografieren von Krähen und Raben.
Diese Vögel sind bei uns weit verbreitet und das ganze Jahr über verfügbar.

Versuchen Sie doch mal, diese Vögel aus der Nähe ohne Tele mit 35 oder 50mm Brennweite so zu fotografieren, daß mehr als die Silhouette sichtbar wird.

Diese Vögel sind zwar frech aber genaue Beobachter und dann plötzlich sehr scheu und schnell weg.
Sie haben eine Fluchtdistanz, die es zu überwinden gilt.

  • Wenn Sie mit einer großen DSLR an einem Acker stehen werden Sie erleben, daß die Vögel wegfliegen.
  • Wenn Sie mit einer Bridgekamera an einer Straße stehen werden Sie erleben, daß die Vögel wegfliegen.
  • Wenn Sie mit einer kleineren Kamera sich ca. drei Meter den Vögeln nähern werden Sie erleben, daß die Vögel wegfliegen.

Und genau das ist die Gretchenfrage?

Wie kann ich diese Distanz überwinden, so daß ich näher rankomme?

Es ist mit Menschen nicht so schwer wie mit diesen Vögeln.

Wenn Sie es schaffen, gute Fotos aus der Nähe mit kurzen Brennweiten von diesen Vögeln zu machen, dann sind Sie auch in der Lage, unauffällig Menschen zu fotografieren.

Sie werden auch erleben, daß die Größe und das Handling der Kameras sehr unterschiedlich sind und es soziale Standards bei Tieren und bei Menschen gibt.

Ich sage Ihnen jetzt schon, daß es dauert.

Ich habe mehrere Jahre gebraucht.

In diesem Sinne viel Spaß!

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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