Mit Amnesty Fotografieren lernen

„Wenn ihnen ein solcher Aktivist in die Hände fällt, fordert man ihn auf, seinen Facebook-Account zu öffnen, genauso den Skype- und den Email-Account. Man will alles wissen, was dieser Mensch im Internet geschrieben und zu wem er Kontakt hat..“ Eine spezielle Überwachungstechnik wurde übrigens von Siemens geliefert, wie das Fernsehmagazin FAKT im April dieses Jahres berichtete.“

Diese Sätze aus dem Artikel über Syrien von Larissa Bender „Teilen und überwachen“ zeigen exakt die Kehrtseite und Schattenseite der viel umjubelten neuen Technik.

Hier wird auch der Stellenwert von Meinungsfreiheit, sozialer Sicherheit und Grundrechten sehr deutlich. Diese drei Elemente sind entscheidend und bisher nur in Demokratien verwirklicht.

Doch dieser Artikel ist nicht nur sehr wichtig und informativ. Er ist auch Teil eines Magazins, des Amnesty Magazins 11/12 2012.

Und das hat es in sich!

Hier findet sich eine Sammlung aktueller Berichte rund um das Thema Fotografie und Menschenrechte. Dabei geht es weniger um das technische Wissen.

Soziale Zusammenhänge und Probleme engagierter Fotografie sowie Erfahrungen von Fotografinnen und Fotografen stehen im Mittelpunkt.

Das Amnesty Magazin ist ein aktuelles zeitgeschichtliches Dokument über Dokumentarfotografie. Und es hat einen hohen Gebrauchswert.

„In unzähligen Fällen haben Fotografien dazu beigetragen, dass Menschenrechtsverletzungen in Krisenregionen ein konkretes Gesicht erhielten.“ So ein Satz aus dem Artikel von Ute Wrocklage und Daniel Veit in dieser Ausgabe.

Und hier ist genau die andere Seite der Medaille zu sehen. Sonst schreibe ich gerne über das Recht am eigenen Bild. Aber in Staaten, die die Menschenrechte mit Füßen treten kann das Recht am eigenen Bild kein Menschenrecht für die Menschen sondern gegen die Menschen sein. Denn in solchen Regionen und Ländern sind Fotos von Menschen wichtig z.T. sogar als Schutz vor Attacken.

Deshalb ist es wichtig, dass engagierte dokumentarische Fotografie in Nicht-Demokratien die Menschen und ihr Verhalten zeigt (meist mit deren direkten Einverständnis).

Zu Ende gedacht könnte sich sonst ein Mörder darauf berufen, dass er ja ein Recht am eigenen Bild habe und daher nicht bei seiner Tat fotografiert werden dürfe.

Gesetze sind eben auch abhängig von Umständen. Das geht nach dem Motto, wo Recht zu Unrecht wird …

Die Fotografie hat hier eine sehr politische und engagierte Aufgabe.

Wayne Minter erläutert in einem Interview, wie und warum welche Fotos für Amnesty wichtig sind. Ein Satz daraus lautet:

„Amnesty setzt Bilder für Menschenrechte und gegen Menschenrechtsverletzungen ein.“

Dieses und vieles mehr ist in diesem gedruckten Magazin zu finden. Einige Auszüge daraus finden Sie hier (link nur begrenzt gültig).

Doch das ist noch lange nicht alles.

Dann kommt die andere Hälfte des Magazins mit aktuellen Berichten zu Menschenrechten und anderen Themen von Deutschland bis Simbabwe.

Dort finden wir aktuelle Fotos, die zeigen, wie Menschenrechtsverletzungen ein Gesicht bekommen. Es ist beeindruckender Fotojournalismus und hier besteht die Chance, daraus zu lernen. Denn diese Fotos sind ja erfolgreich sonst würden sie hier nicht abgedruckt und sie sind entstanden und haben einen Aufbau und einen Ausdruck.

Das Magazin ist in meinen Augen rundherum thematisch und fotografisch lesenswert und aufbewahrenswert. Denn in solch einer Fülle und Dichte findet man so etwas nur sehr selten.

Es lohnt sich wirklich und man kann es kaufen.

Übrigens kann man bei Amnesty auch mitmachen

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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